Schmetterlinge im Bauch

Ein lauer Sommertag  mit Schmetterlingen, die um Blumen tanzen, das ist der Inbegriff für eine intakte Umwelt. Fliegende Kleinodien werden sie auch liebevoll genannt .Und nicht von Ungefähr kommt die Redensart, jemand habe Schmetterlinge im Bauch. Aber es ist unübersehbar, dass diese zarten Insekten immer seltener werden.

Die Ursachen sind vielfältig. Klimawandel ist in der Diskussion. Die intensive und einseitige Nutzung der Landschaft und der Einsatz von Agrochemikalien jeglicher Art sind jedoch die Hauptursachen. Neuerdings kommt auch der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen in die Diskussion.

Kann man da als Gartenfreund etwas ändern? Die Antwort ist ein klares Ja und es gibt viele Möglichkeiten, etwas für Schmetterlinge zu tun. Die vielgepriesenen Brennnesseln stehen zu lassen, ist aber nicht die Lösung. Es stimmt zwar, dass viele unserer schönsten Tagfalter ihre Eier daran ablegen. Aber Feldbeobachtungen zeigen, dass Brennnesseln auf trockenem Ödland bevorzugt werden, weil es dort viel wärmer ist. Brennnesseln im Garten werden nur von ganz wenigen Arten angenommen. Es ist aber kein Fehler, sie trotzdem stehen zu lassen.

Viel wichtiger sind andere Maßnahmen. Zum einen konsequenter Verzicht auf Biozide jeglicher Art. Eine gute Alternative sind Insektenhotels, in denen sich Nützlinge ansiedeln können und die Schädlingskontrolle auf ganz natürliche Art übernehmen. Davon profitieren außerdem die Nützlinge, denn sie leiden ebenfalls unter der sterilen Umwelt. Auch Vögel kommen bei einem gesteigerten Nahrungsangebot viel häufiger in die aufgehängten Kästen zum Brüten und bedanken sich für unsere Gastlichkeit mit der Eindämmung von Schadinsekten. Igelschutz ist ebenfalls eine giftfreie Alternative, denn Igel fressen neben Schnecken auch viele Raupen und Käfer. Raupen? Aber daraus werden doch unsere Schmetterlinge! Stimmt.  Doch viele Raupen in der Krautschicht gehören zu Nachtfaltern, die im Übermaß nennenswerte Schäden anrichten können. Viele gefährdete Schmetterlinge dagegen legen im Garten gar keine Eier ab, weil sie als Nahrungsspezialisten heimische Wildpflanzen benötigen, die in Gärten für gewöhnlich fehlen. Es sei denn, man hat eine Hecke aus heimischen Gehölzen gepflanzt. Das hilft wenigstens einigen Arten. Spätestens jetzt lässt sich erkennen, wie verflochten die Beziehungen in der Natur sind und wie wichtig es ist, ihre  Abläufe nicht zu stören und Vielfalt anzubieten.

Viele unserer Schmetterlinge profitieren vor allem von einer üppigen Blütenpracht. Nur nützt es nichts, Stauden zu pflanzen, die beispielsweise nur im Juli blühen, weil die Falter den Rest des Frühjahrs und Sommers darben würden. Also nur die Blütenfülle von Beginn bis zum Ende der Saison ist ein wirksamer Schmetterlingsschutz. Zwiebelpflanzen oder zweijährige Blumen wie Goldlack oder Vergissmeinnicht liefern das erste Nahrungsangebot für überwinterte Falter, etwa den Zitronenfalter oder den kleinen Fuchs.  Die Frühblüher werden abgelöst von den verschiedenen Sommerblumenmischungen, von denen es frühe und späte Zusammenstellungen gibt, in vielen Wuchshöhen und Wuchseigenschaften, bis hin zu Rankpflanzen. Alle liefern ein reiches Nahrungsangebot. Was unser Auge dann im Herbst erfreut, etwa die leuchtend gelben Rudbeckien, sind ganz nebenbei unentbehrliche Energielieferanten für überwinternde Schmetterlinge, die sich für die frostige Zeit noch einmal kräftig Reserven anfressen müssen.

Es haben alle etwas davon. Aktiver Schmetterlingsschutz hat nämlich den schönen Nebeneffekt, dass  sich unsere Gärten oder sogar Balkone oder Terrassen in dauerblühende Oasen verwandeln. Er steigert nicht nur unser Wohlbefinden, sondern sichert auch die Zukunft der fliegenden Kleinodien. Da spürt man doch glatt wieder Schmetterlinge im Bauch.