Der Barockgarten
In der Vergangenheit besaß jedes Adelshaus und Kloster einen eigenen Küchengarten, der zur Selbstversorgung diente.
Die Verfügbarkeit von frischem Obst und Gemüse war zur damaligen Zeit nicht durch überfüllte Konsumtempel gewährleistet, wodurch der Verzehr von erntefrischem, vitaminreichem und gesundem Essen zum puren Luxus wurde. Anders als heute kam nur auf den Tisch, was die regionale Saison gerade zu bieten hatte. Was nicht im eigenen Garten kultiviert wurde, gab es eben nicht!
Das besondere an einem sogenannten Potager (franz. "Jardin potager"), wie er meist von französischen Renaissance-Schlössern bekannt ist, ist seine ornamentale Gestaltung.
Aus den Gärten der Renaissance, die zunächst deutlich kleiner, weniger differenziert und ohne Bezug zum jeweiligen Gebäude waren, entwickelten sich in der nächsten Epoche die prächtigen Barockgärten.
Typisch für diese Gartengestaltung ist seine geometrische Gliederung mit Haupt- und Nebenachsen, mit den ebenso geometrisch angelegten Flächen und den geometrisch beschnittenen Bäumen, Sträuchern, Hecken und Blumenbeeten.
An der Idee des französischen Gartens gefällt aber ganz besonders, wie Gemüse- und Kräuternutzpflanzen mit Zierpflanzen, wie Rosen und anderen Blumen, einträchtig nebeneinander arrangiert wurden.
Bekanntestes Beispiel ist der Küchengarten des Schlosses Villandry im Loire-Tal.
Nehmen Sie sich das große Meisterstück zum Vorbild und legen Sie in Ihrem Garten einen Miniatur-Barockgarten an.
Statt den streng geschnittenen Hecken aus Buxbaum, Liguster und Co., die als eine Art Bilderrahmen der einzelnen Beete, Wege und Sitzflächen funktionieren, können Sie alternativ mit Gemüsearten experimentieren. Spielen Sie mit Farben und Formen, greifen Sie zu Schnitt- und Pflücksalaten, wie den Sorten „Redcurl“ oder „Leonora“ und ergänzen ihre Komposition beispielsweise mit dem Mangold „Bright Lights“.
Gestalten Sie Hecken mit Kräutern, wie Topfdill „Ella“, Salatrauke und Orangen-Tagetes. Auch das einjährige Bohnenkraut und das kleinblättrige Basilikum „Petit“ sind sehr gleichmäßig und einheitlich im Wuchs und blühen dazu noch sehr schön zum Wohlgefallen für Mensch und Tier.
Auch mehrjährige Hecken lassen sich mit Kräutern, wie Bergbohnenkraut, Salbei, Lavendel und Rosmarin gestalten. So ist Lavendel zum Beispiel sehr hübsch anzuschauen, duftet angenehm und bietet der Insektenwelt ebenfalls mit aparten Blüten einen gedeckten Tisch.
Warum eigentlich nicht auch Schnittlauch und gekrauste Petersilie als Hecke anlegen? Davon benötigt man doch sowieso relativ viel in der Küche.
Und wie wäre es mit einem rustikalen Grillplatz mit steinernem Außengrill? Gleich daneben wachsen die verschiedensten Kräuter- und Gemüsearten, mit denen sich ein köstlicher Salat oder das frische Steak wunderbar würzen lassen. Grillen ist ohnehin gerade so populär, wie nie zuvor und neben der Wurst und dem Fleisch gehört inzwischen auch immer mehr Gemüse zu den unverzichtbaren Zutaten eines gelungenen Grillabends. Grillgemüse, wie Auberginen, Zucchini, Paprika und Tomaten können Sie also getrost von Ihrer Einkaufsliste streichen und aus Ihrer eigenen Aussaat ernten. Um die Seele mal so richtig baumeln lassen zu können, sollten Strauchbasilikum, Oregano und Thymian genau so wenig in Ihrem Garten fehlen, wie die vitaminreichen Snacks der gelben und roten Cherrytomaten, Mini-Snack-Gurken und Topf-Paprika. Gestalten Sie Ihre eigene kleine oder auch große Entspannungsoase.
Der ästhetische Eindruck ist dabei Grundbestandteil des Barockgartens. Dennoch sollte erntereifes Gemüse auch wirklich genutzt werden.
Wer einen zeitweise komplett abgeernteten Garten vermeiden will, kann genauso stilecht weiter machen und Steinbrunnen oder Skulpturen in ebenfalls geometrische Blumenrabatte einlassen. Auch das sind geeignete Elemente im typischen französischen Garten. Die Studentenblume und auch die Phacelia (Bienenfreund) üben zudem noch einen positiven Einfluss auf die Bodengesundheit aus. Das Saatband „Schneckenschreck“ macht es Ihnen einfach eine blühende und schneckenabwehrende Hecke zu säen. Verschwenden Sie bei der Bepflanzung Ihres Gartens keinen Platz, um den Eigenbedarf an Gemüse, Kräutern und Blumen zu decken. Mit diesem geometrischen Küchengarten ist das kinderleicht möglich. Ganz nebenbei ist die Mischkultur für das gesunde Pflanzenwachstum durch gegenseitige positive Schutzmechanismen und die Fruchtfolge wichtig.
Was zu alten Zeiten gut war, kann heute nicht schlecht sein. Lassen Sie uns von unseren Vorfahren lernen und den Garten wieder in den Status eines Versorgungszentrums erheben.
Greifen Sie, entgegen aller heutigen Normen, wieder zu krummen Gurken und beinigen Möhren. Am besten aus Ihrem eigenen Garten oder dem Balkon. Den Unterschied werden Sie schmecken!